Wie im 19. Jahrhundert blühte die Salonkultur nach der Wende erneut in Berlin. Ob als literarischer, kulinarischer oder akademischer Salon, ob als „Atelier-Salon“, „Damensalon“ oder „Salon in Beton“. Ich habe die wichtigsten besucht und darüber ein Buch geschrieben.
Die politischen und sozialen Veränderungen ließen in der neu entstandenen Metropole Berlin nach 1989 den Wunsch nach Begegnungen im kleinen Kreis aufkommen. Es bestand das Bedürfnis nach einem Rahmen, in dem man vertraute Menschen wiedersehen und Gleichgesinnte kennenlernen konnte.
„Cornelia Saxe lässt die Leser beinahe live dabei sein in ihrem lebendig und mit kritisch-liebevoller Ironie geschriebenen Buch, das darüber hinaus im Anhang Tipps für eigene Gesellschaften und Telefonnummern bestehender Salons enthält.“
Berliner Morgenpost
Charismatische Gastgeber/innen brachten im besten Fall die richtigen Leute zusammen, die einen Verlag für ihr Manuskript suchten, einen Job, um zu überleben, eine neue Bleibe brauchten oder sich ganz einfach neu verlieben wollten.
„Das Buch ‚Das gesellige Canapé‘ werde ich auf den Gabentisch legen. Es beschreibt die Renaissance der Berliner Salons – der etwas andere Talk.“
Sabine Christiansen in Die Woche
Statt nüchterner Veranstaltungen waren private oder halböffentliche Gesprächskreise gefragt, bei denen sich künstlerischer Vortrag, Geselligkeit und Meinungsaustausch ergänzten. Hierfür bot der Salon, den man als regelmäßigen Empfangsabend definieren kann, die passende Begegnungsmöglichkeit. Denn ein ganzer Tross von Kulturinteressierten, von Wissenschaftler/innen und Künstler/innen, von Regierungsbeamt/innen, Journalist/innen und Diplomat/innen zog in die Stadt, die gerade Hauptstadt geworden war und in ihrer Unfertigkeit Mitgestaltung einlud.
„Was Rahel Varnhagen im 18./19.Jahrhundert bereits pflegte und kultivierte, spürte Cornelia Saxe heute in den seltenen Treffpunkten mit Gesprächskultur auf: die Salonabende. Und sie hat alle kennengelernt – die großen verruchten Salondamen. “
Siegessäule
Der klassischen Form folgend war die Mehrzahl der neuen Salons wieder literarisch. Die Gästerunden von Britta Gansebohm oder Carolin Fischer spiegelten die Vielfalt des literarischen Lebens in der Stadt. Die beiden Salonièren präsentierten die junge deutsche Gegenwartsliteratur, die sich schon in Verlagen etabliert hatte.
„In ihrem sehr klugen und instruktiven Buch hat Cornelia Saxe 25 Berliner Kultureinrichtungen und ihre neuen Salonièren und Saloniers – heute gibt es auch Männer, die diese versunkene weibliche Kultur wiederbeleben – kritisch unter die Lupe genommen.“
Taz
Die „Sehnsucht nach etwas Kostbarem“ beschrieb der bekannteste Berliner Salonier Nicolaus Sombart die Renaissance der Salons. Sie schlug sich nicht nur in der dekorativen Ausgestaltung der Räumlichkeiten nieder, sondern vor allem im Bedürfnis nach Begegnung und Austausch. Und so unterschiedlich wie die Salon-Initiatorinnen und -Initiatoren – von der Studentin bis zum Professor, vom Politiker bis zur Künstlerin, von der Hausfrau bis zum Unternehmer –, so unterschiedlich waren auch die Ideen und Inhalte, mit denen der Begriff des Salons neu gefüllt wurde.
„Das gesellige Canapé – Die Renaissance der Berliner Salons“, Quadriga bei Ullstein, 1999
Auszug aus dem Vorwort